Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt; Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger Den ersten besten Mann, Der ihr in den Weg gelaufen; Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu; Und wem sie just passieret, Dem bricht das Herz entzwei.

Sie haben mich gequälet

Sie haben mich gequälet, Geärgert blau und blaß. Die Einen mit ihrer Liebe, Die Andern mit ihrem Haß.

Sie haben das Brot mir vergiftet, Sie gossen mir Gift ins Glas, Die Einen mit ihrer Liebe, Die Andern mit ihrem Haß.

Doch sie, die mich am meisten Gequält, geärgert, betrübt, Die hat mich nie gehasset, Und hat mich nie geliebt.

Sie saßen und tranken am Teetisch

Sie saßen und tranken am Teetisch, Und sprachen von Liebe viel. Die Herren waren ästhetisch, Die Damen von zartem Gefühl.

Die Liebe muß sein platonisch, Der dürre Hofrat sprach. Die Hofrätin lächelt ironisch, Und dennoch seufzet sie: Ach!

Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe sei nicht zu roh, Sie schadet sonst der Gesundheit. Das Fräulein lispelt: Wie so?

Die Gräfin spricht wehmütig: Die Liebe ist eine Passion! Und präsentieret gütig Die Tasse dem Herrn Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen; Mein Liebchen, da hast du gefehlt. Du hättest so hübsch, mein Schätzchen, Von deiner Liebe erzählt.

Die Loreley

Др. назв.: Lied von der Loreley

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar; ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei; das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn; und das hat mit ihrem Singen die Lore-Ley getan.

Du bist wie eine Blume

Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein; Ich schau dich an, und Wehmut Schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände Aufs Haupt dir legen sollt, Betend, daß Gott dich erhalte So rein und schön und hold.

Ich wollt, meine Schmerzen ergössen

Ich wollt, meine Schmerzen ergössen Sich all in ein einziges Wort, Das gäb ich den lustigen Winden, Die trügen es lustig fort.

Sie tragen zu dir, Geliebte, Das schmerzerfüllte Wort; Du hörst es zu jeder Stunde, Du hörst es an jedem Ort.

Und hast du zum nächtlichen Schlummer Geschlossen die Augen kaum, So wird dich mein Wort verfolgen Bis in den tiefsten Traum.

Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen

Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen, In diesem Hause wohnte mein Schatz; Sie hat schon längst die Stadt verlassen, Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe, Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt; Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe, – Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt.

Du Doppeltgänger! du bleicher Geselle! Was äffst du nach mein Liebesleid, Das mich gequält auf dieser Stelle, So manche Nacht, in alter Zeit?

Wenn ich an deinem Hause

Wenn ich an deinem Hause Des Morgens vorüber geh’, So freut’s mich, du liebe Kleine, Wenn ich dich am Fenster seh’.

Mit deinen schwarzbraunen Augen Siehst du mich forschend an: Wer bist du, und was fehlt dir, Du fremder, kranker Mann?

„Ich bin ein deutscher Dichter, Bekannt im deutschen Land; Nennt man die besten Namen, So wird auch der meine genannt.

Und was mir fehlt, du Kleine, Fehlt Manchem im deutschen Land; Nennt man die schlimmsten Schmerzen, So wird auch der meine genannt.“

Ein Weib

Sie hatten sich beide so herzlich lieb, Spitzbübin war sie, er war ein Dieb. Wenn er Schelmenstreiche machte, Sie warf sich aufs Bett und lachte.

Der Tag verging in Freud und Lust, Des Nachts lag sie an seiner Brust. Als man ins Gefängnis ihn brachte, Sie stand am Fenster und lachte.

Er ließ ihr sagen: O komm zu mir, Ich sehne mich so sehr nach dir, Ich rufe nach dir, ich schmachte – Sie schüttelt‘ das Haupt und lachte.

Um sechse des Morgens ward er gehenkt, Um sieben ward er ins Grab gesenkt; Sie aber schon um achte Trank roten Wein und lachte.

Heinrich Heine

  • Дата рождения: 13 дек 1797
  • Дата смерти: 17 фев 1856 (58 лет)
  • Произведений в базе: 18

Heinrich Heine war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist, der für seine scharfsinnigen und oft satirischen Gedichte und Essays bekannt ist. Heine gilt als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts. Seine Werke zeichnen sich durch ihre elegante Sprache, tiefgründige Ironie und sozialkritische Haltung aus. Heine thematisierte die politischen und sozialen Zustände seiner Zeit, die Liebe, die Schönheit der Natur und die Leiden des Exils. Er war ein Vorreiter der literarischen Moderne und beeinflusste nachfolgende Generationen von Schriftstellern und Dichtern. Sein bekanntestes Werk, das „Buch der Lieder“, umfasst eine Sammlung von Gedichten, die bis heute für ihre emotionale Tiefe und musikalische Qualität geschätzt werden. Heines kritische Auseinandersetzungen mit Deutschland, seine jüdische Herkunft und sein Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit machten ihn zu einer kontroversen Figur seiner Zeit.